Antisemitismus ist keine Ideologie unter vielen, sondern wegen seiner über zweitausendjährigen Geschichte tief im Bewusstsein dieser Gesellschaft verankert. Im „Chamäleon“ Antisemitismus (Schwarz-Friesel) verstecken sich alte und primitive Feindbilder, angereichert mit modernen Ideologien. In den letzten Jahren ist der Judenhass aggressiver geworden. In der Politik und der Zivilgesellschaft reagiert man deshalb mit einer verstärkten Thematisierung. Dennoch ist das tatsächliche Wissen in der Gesellschaft über diese Ideologie gering, und gerade Professionelle aus der Bildungsarbeit und der Jugendarbeit signalisieren häufig ihre Überforderung im Umgang mit judenfeindlichen Äußerungen und antisemitischer Diskriminierung. Jüdinnen und Juden werden allzu oft mit dem Antisemitismus alleingelassen. Der Fachtag will sensibilisieren und auf aktuelle Erkenntnisse der Antisemitismusforschung und der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit aufmerksam machen.
Interessierte aus der Zivilgesellschaft und Politik sowie Fachkräfte der Bildungs-/Jugendarbeit sind daher herzlich eingeladen, sich kostenfrei mit aktuellen Erkenntnissen der Antisemitismusforschung und der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit auseinanderzusetzen.
Programm
9:00 Einlass
9:30–9:45 Begrüßung
- Christoph Manjura, Dezernent für Soziales, Bildung, Wohnen und Integration
9:45 –11:00 Eingangsvortrag
Antisemitismus in der Schule: Eine Bestandsanalyse
- Prof. Dr. Samuel Salzborn, Gastprofessor für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin
Pause
11:15 –12:45 Panel 1 — Wissenschaft
Nie wieder, schon wieder, immer noch? Gesellschaftliche Kontinuitäten und Wandlungen des Antisemitismus
- Prof. Dr. Rolf Pohl, Professor für Sozialpsychologie, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
- Jun.-Prof. Dr. Julia König, Jun. Professorin für Erziehungswissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Prof. Dr. Julia Bernstein, Professorin für Diskriminierung und Inklusion, Frankfurt University of Applied Sciences
- Moderation: Tom Uhlig, Bildungsreferent, Bildungsstätte Anne Frank e. V., Frankfurt am Main
Mittagspause
13:45–15:15 Panel 2 — Pädagogik
Pädagogik wegen Antisemitismus? Perspektiven aus der Bildungsarbeit
- Susanne Michal Schwartze, Gymnasiallehrerin (Geschichte und PoWi) und Lehrkraft für besondere Aufgaben, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Hendrik Harteman, Leiter von Spiegelbild und Projektleiter von „world wide antisemitism“
- Leah Heymann, Lehrerin aus Wiesbaden im Ruhestand (Englisch und Ethik), mitverantwortlich für die deutsch-israelische Jugendbegegnung „mail@more“
- Moderation: Randi Becker, Soziologin und Dozentin am Bildungszentrum des Bundes, Wetzlar
Pause
15:30–17:00 Panel 3 — Struktur
Und jetzt? Institutionelle Maßnahmen und staatliche Sanktionen gegen Antisemitismus
- Christoph Manjura, Dezernent für Soziales, Bildung, Wohnen und Integration
- Marina Chernivsky, Leiterin des Kompetenzzentrums, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V., Frankfurt am Main
- Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank e. V., Frankfurt am Main
17:00 Ende
Um Anmeldungen an dezernat.VI@wiesbaden.de wird gebeten.
Flyer als PDF
Pressemitteilung der Landehauptstadt Wiesbaden