Die sogenannte Boycott, Divestment, Sanctions-Bewegung (BDS) ruft zum kulturellen und ökonomischen Boykott von Israel auf. Man dürfe keine Avocados aus Israel kaufen, kein Festival mit israelischen Künstler*innen besuchen und keinen Urlaub am Strand von Tel Aviv machen. In England gehören die Forderungen von BDS inzwischen zum festen Repertoire der parlamentarischen Linken, in den USA bestimmen sie die Campus-Politiken verschiedener Universitäten. Im deutschsprachigen Raum hat die BDS-Kampagne größere Schwierigkeiten Fuß zu fassen. Allerdings zeigte die jüngste „Mitte-Studie“, dass israelbezogener Antisemitismus in den letzten zwei Jahren in Deutschland deutlich zugenommen hat. Auch in der deutschen Linken haben Boykottaufrufe gegen Israel eine lange Tradition. So konnte man beispielsweise in den 1980er Jahren in einem linken Wiesbadener Café ein Poster mit dem Slogan: „Boykottiert Israel! Strände, Waren, Kibbuzim.” vorfinden.
Saba-Nur Cheema wird am Beispiel der BDS-Kampagne der Frage nachgehen, welche antisemitischen Motive in den Boykott-Forderungen ihren Ausdruck finden können. Was verbirgt sich hinter den Dämonisierungen von Israel? Sollen die Boykotteure boykottiert werden, um Antisemitismus glaubhaft zu bekämpfen?
Saba-Nur Cheema ist Politikwissenschaftlerin und seit 2015 pädagogische Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank.